Visual Semantics and Practices of Finance / Visuelle Semantiken und Praktiken der Finanzmärkte
Ziel meines Projektes im Rahmen des Moduls „Bild und Sozialität“ ist es diese Erkenntnisse aus der Promotion auszuweiten. Ich wende mich zunächst einem naheliegenden finanzökonomischen Feld zu, der Chart- oder technischen Analyse. Dies ist eine spezifische Analyseform auf Finanzmärkten, die intim verbunden ist mit der medialen Ontologie der Märkte. Sie entstand nach der Einführung des Börsentickers zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA als visuelle Beobachtungsstrategie innerhalb eines zunehmend anonymen, entsachlichten und zeitlich dynamisierten Marktes, der als stabilen Bezugspunkt allein die Veränderlichkeit von Preisen auswies. Mit Einführung von vernetzten Computern haben sich seit den 1970er Jahren zunehmend komplexe, Rechner-gestützte Visualisierungen von Preisdaten und anderen Indikatoren entwickelt. Nicht nur Finanzprofessionelle, auch Privatinvestoren können solche Visualisierungen nutzen, um in einem globalen, elektronischen Markt zu handeln. Will man diese Veränderungen verstehen, muss man nicht nur die Technologien analysieren, sondern auch die visuellen Heuristiken und Praktiken, mithilfe derer sich elektronisches Markthandeln entfaltet. Die Untersuchung dieser zwei historischen Medienzäsuren – Ticker und Computer - in Hinblick auf visuelle Beobachtungsstrategien in der Finanzökonomie bildet meine erste Fallstudie. Es sollen weitere empirische Bereiche identifiziert werden, bei denen Visualität im Zentrum ökonomischer Praktiken steht.